Stadtleben

  Sommer-Events im Land um Wien

Wenn es in der Stadt zu heiß wird, hilft nur noch eins: die Flucht aufs Land. Ein Glück, dass es im Land um Wien in diesem Sommer so feine Veranstaltungen gibt! Theater, Konzerte, Essen und Ausstellungen - die StadtSpionin präsentiert ihre persönliche Auswahl.

Bertha von Suttner war wirklich eine spannende Frau. Nachdem das vererbte Vermögen Bertha von Suttner Journalder 1843 geborene Pragerin weitgehend aufgebraucht war (vor allem aufgrund der Spielleidenschaft der Mutter), nahm Bertha eine Stelle als Gouvernante beim Industriellen-Ehepaar von Suttner in Wien an - und verliebte sich in den sieben Jahre jüngeren Arthur Gundaccar von Suttner, den jüngsten Sohn der Familie. 1876 heirateten die beiden heimlich, gegen den Willen seiner Eltern. Arthur Suttner wurde in der Folge enterbt.

1877 begann Bertha mit ihrer journalistischen Tätigkeit und hatte unter dem Pseudonym „B. Oulet“ großen Erfolg. Sie schrieb für österreichische Zeitungen Kurzgeschichten und Essays, das Buch „High Life“, wobei sie einen Fokus auf soziale Missstände legte, und begann sich dem Thema Pazifismus anzunähern. 1885 kehrten die Suttners gemeinsam nach Wien zurück und bezogen nach Aussöhnung mit der Familie das Familienschloss in Harmannsdorf in Niederösterreich. Genau dort, im Schloss, wo die spätere österreichische Friedens-Nobelpreisträgerin lebte, Theater spielte und ihren höchst erfolgreichen, pazifistischen Roman„Die Waffen nieder!“ schrieb, bringt das portraittheater ein Stück über sie zur Uraufführung. In „PEACE PLEASE! – Ein Bertha von Suttner Journal“ verfolgt die Schauspielerin Anita Zieher (unter der Regie von Brigitte Pointner ) den außer-gewöhnlichen Weg Bertha von Suttners von der Komtess zur selbstbestimmten Schriftstellerin und Ikone der Friedensbewegung. Premiere ist am 28. August, Infos gibt’s im [ Web ].

Wer Theater mag, ist diesen Sommer sowieso gut dran. Beim „Theaterfest Theaterfest NiederösterreichNiederösterreich“ finden 30 Premieren und rund 500 Vorstellungen statt. Gespielt und gesungen wird dabei nicht nur auf regulären Theaterbühnen wie in Mödling (Neil Simon „California Suite“) oder Reichenau (Friedrich Dürrenmatt „Der Besuch der alten Dame“), sondern auch auf Burgruinen wie in Gars am Kamp (Smetanas „Die verkaufte Braut“), im Garten der Religionen auf Stift Altenburg (John Michael Tebelak und Stephen Schwartz „Godspell“), vor imposanten Naturkulissen (Felsenbühne Staatz: Andrew Lloyd Webbers „Evita“), auf lauschigen Hauptplätzen (Theatersommer Haag: Edmond Rostand „Cyrano de Bergerac“) - und selbst im Auwald (Sommerspiele Melk: Leo Tolstoi „Krieg und Frieden“). Alle Spielorte und Termine: [ Web ]

Gourmet-Tipps am Land: Schlemmen wie die Römer

Wer mehr an leiblichen Genüssen interessiert ist, sollte sich nach Carnuntum begeben. Carnuntum: Römische GaumenfreudenUnter der Leitung von Roland Lukesch – Spitzengastronom aus der Region – findet die genussreiche Veranstaltung „Römische Gaumenfreuden“ im Archäologischen Park Carnuntum statt. Schauplatz der außergewöhnlichen Veranstaltung ist die 2008 eröffnete villa urbana, ein reich ausgestattetes römisches Stadtpalais. Zwischen den einzelnen Gängen des Festmahls, die von begleitenden Kommentaren umrahmt werden, besteht die Möglichkeit den Köchen in der römischen Küche des Hauses über die Schulter zu schauen. Zu den Speisen werden römische Weinkreationen und Spitzenweine aus der Weinbauregion Carnuntum gereicht. [ Web ]

Wer gleich in der Region bleiben will, kann sich von Mitte bis Ende August der „Carnuntum Experience“ hingeben. Das Festival rund um Wein, Genuss, Natur und Kultur startet mit der „White Wine Fashion“ am 14. August, danach werden die Rubin Carnuntum Weingüter eine Fülle an kleinen, persönlichen Veranstaltungen organisieren: elegante Diners, exklusive Gourmet-Events, Kreativ-Workshops und Frischluft-Aktivitäten.[ Web ]

Waldviertel schmeckenDas Waldviertel kann man heuer erstmals auf eine ganz neue Art kennenlernen: Man kann es „schmecken“. Gemeinsam mit Bio Austria und weiteren Partnern wird eine besonders geschmackvolle und „waldviertlerische“ Form der Naturvermittlung geboten. Unter dem Motto „Entdecke Deine Sinne“ wird dabei ein Paket aus Naturführungen, Wanderungen, Naturkulinarien, Produkten regionaler Bioproduzenten, Rezepten zum Mitnehmen und schmackhaften Erinnerungsgeschenken geschnürt. [ Web ]

Und wen es mehr ins Pannonische zieht, dem sei eine Veranstaltung von Slow Food Burgenland in Lutzmannsburg ans Herz gelegt: „Pannonische Sommerküche mit Kräutern“. Neben einer Führung im Pannonischen Schaugarten von Kräuterexpertin Cristian Caba in Zsira sind das gemeinsame Zubereiten von Feuerflecken im Holzbackofen, Marinieren und Grillen von verschiedenen Fleischarten unter fachkundiger Anleitung von Haubenkoch Christian Tischler und natürlich das gemeinsame Genießen die Highlight der Veranstaltung. [ Web ]

Viertelfestival: Verrücktes im Weinviertel

Kennt Ihr sie auch? Die Leute, die den lieben langen Tag immer nur jammern? Diesen Tipp widmet die StadtSpionin einem Freund, dem die Zeit immer zu schnell vergeht, das Wetter immer zu heiß ist und die Pilze immer zu wenig sind. Da das Jammern im Weinviertel Tradition hat und  hier die besten Suderer weit und breit zu Hause sind, gibt es anlässlich des Viertelfestivals heuer den 1. Jammercontest und eine mobile Jammerkabine. Sie dient als Bedürfnisanstalt für verbales Jammerdrangverhalten.  Die Jammerer werden bis 13.9. per Video eingefangen und einer Promi-Jammer-Jury vorgelegt, mit den bekanntesten Obernörglern als Mitgliedern. Der beste Jammerer, die beste Jammerin erhält dann im September den begehrten goldenen Suderanten des Jahres aufs Auge gedrückt.

Weinviertel ViertelfestivalWer will, kann auch mittels „Architektur-Linienbus“ die Architektur entlang der Brünnerstraße erkunden, sein Auto als „Samenschleuer“ einsetzen (Samen werden auf Autoreifen geklebt und so in der Landschaft verteilt) oder in Weinfässer sprechen. Die werden an öffentlichen Plätzen im Weinviertel aufgestellt und haben ausnahmsweise nicht die Funktion, den edlen Traubensaft zu lagern; sie werden zum Sammeln von Soundschnipseln und Tonstücken benutzt. Bewohner und Gäste der Region füllen die Fässer mit Gedanken, Geräuschen, mit Lustigem und Traurigem. Jeder kann teilnehmen und bis 13.09. seinen ganz persönlichen Zugang zum Weinviertel einbringen. [ Web ]

More Ohr Less

More Ohr LessAls „heimliche Hauptstadt“ dieses Land-Sommers entpuppt sich Lunz am See. Zuerst findet am ersten August-Wochenende der traditionelle Webermarkt statt. Textilkünstler aus den Bundesländern präsentieren gemeinsam mit den Weberinnen aus der Region ihre ungewöhnlichen Designs. [ Web ]  Dann widmet sich das Musik-Festival „More Ohr Less“ auf der Lunzer Seebühne dem Thema „Entschleunigung“ - unter anderen mit Cluster, Harri Stojka, Thomas Rabitsch und der Vorsängerin des Dalai Lama. Die Veranstaltungen vom 4. bis 9. August sind auch live im Web zu erleben. [ Web ].  Am 21.8. kann man die Velvet Voices, Österreichs unvergleichliche Frauen A cappella-Gruppe,  bei einem ihrer Konzerte erleben. Und schließlich zeigt eine Ausstellung im Handarbeitsmuseum Lunz „Schätze aus dem Wäscheschrank“. Zu sehen gibt’s Unterwäsche,  Nacht- und Bettwäsche ab dem Jahr 1850. Die Schau veranschaulicht, welch große Bedeutung die Ausstattung mit Wäsche im Leben junger Frauen bis vor rund sechzig Jahren hatte.         [ Web ]

Für den letzten Tipp muss die StadtSpionin den Begriff „Land um Wien“ mal kräftig beugen – und das Mühlviertel quasi vor die Tore der Stadt verlegen. Denn in der kleinen Ortschaft Haslach finden, organsiert vom Verein Textile Kultur Haslach, zwei Haslach: JaquArtAusstellungen statt, die frau einfach gesehen haben muss! Einerseits wird in „JacquART: Gewebe von Franz J. Ippoldt“ die beeindruckende Arbeit des ursprünglich aus Haslach stammenden Webers Franz J. Ippoldt gewürdigt, der - einem Jahrhunderte altem Handwerk getreu - komplizierteste Jacquardgewebe herstellt und historische Kostbarkeiten rekonstruiert. Franz J. Ippoldt zählt weltweit zu einem der wenigen Experten, der die technischen Raffinessen der Handjacquardweberei  noch so beherrscht, um historische Samte, Damaste oder Brokate aus Seiden-, Gold- und Silberfäden originalgetreu rekonstruieren zu können. Seine Werke sind in Schlössern, Museen, Kirchen, in der Haute Couture und bei Sammlern zu finden.

Die zweite Austellung zeigt, welch großen Aufschwung die Jacquardweberei  im künstlerischen Bereich in den letzten Jahren erfährt. In der Schau „Thinking different: Thinking JacquART“ werden aktuelle Positionen zeitgenössischer Textil-KünstlerInnen im Umgang mit der Jacquardweberei miteinander in Beziehung gesetzt. Wobei die Grenzen zwischen angewandter und bildender Kunst immer mehr verschwimmen.
[ Web ]

Von Sabine Maier

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die stadtspionin