5 Tipps von Daniela Emminger
Schriftstellerin
2014 hat sie mit ihrem Roman „Schwund“, in dem sich ein rabenschwarzes Mutter-Tochter-Gespann mit dem Älterwerden, Sterben und Abschiednehmen auseinandersetzt, für Aufsehen gesorgt. 2015 war sie mit ihrem neuen Werk „Die Vergebung muss noch warten“ in den Regalen. Und 2016 zieht es die gebürtige Oberösterreicherin und Adalbert-Stifter-Stipendiatin ins ferne Kirgistan, um dort am nächsten Buch zu arbeiten. Nach Jahren als Werbetexterin in Hamburg & Berlin und Redakteurin in Litauen & Lettland, schreibt die Wortverliebte bisweilen auch für die StadtSpionin. Hier präsentiert sie ihre fünf Lieblingsbücher.
Daniela Emminger |
„Die Vergebung muss noch warten“
Daniela Emminger: "
Jetzt ist es natürlich ein wenig dreist, Buchempfehlungen mit dem eigenen Buch zu beginnen. Andererseits ist es, wie ich finde, mein bislang bestes. Es handelt von drei Gebeutelten (zwei Menschen und ein Hund), die nach dem Sinn im Leben suchen und beim Affenfangen, Yogaverbiegen und Wutüberwinden die Welt ein Stück weit ins Gleichgewicht bringen. Ich habe meinen ProtagonistInnen – Kilb, Hürm und Rum – den Namen von Orten gegeben, weil es zwischen den Zeilen irgendwie auch darum geht, Heimat in sich selbst zu finden. Während des Schreibens war mir ein Kloster in Niederösterreich Heimat und so ist es wohl kein Wunder, dass sich auch dubiose Pfaffenmachenschaften, Hostienwunder und der ein oder andere Mord in die Geschichte eingeschlichen haben. Falter und taz schreiben, es ist "ein guter, kühner und kecker Roman“. Na dann!"
Verlagsinfo: Daniela Emmingers Protagonistin Kilb ist Anfang 30 und in der Sinnkrise. Ihr sorgsam erbautes Leben aus gutem Job, viel selbstbestimmter Zeit, einem Freund, mit dem im wahrsten Sinne des Wortes alles nach Plan läuft, und einer auf all das abgestimmten Therapie fühlt sich zunehmend löchrig an. Sie bricht auf und macht sich auf die Suche nach Vergebung und Glück. Sie landet in einer Selbsthilfegruppe und lernt dort einen Mann und dessen Hund, beide mit weitaus dunklerer Vergangenheit als der ihren, kennen.
Die Geschichte der drei wird zu einem bisweilen bitterschwarzen Road Movie. Aber alles wird gut oder zumindest erleuchtet, wenn in Lilienfeld ein rosa Wunder passiert, ein Psychiater von seiner verrückten Geliebten erschossen wird, eine Lichtesserin im Schokoladenrausch bekehrt und eine ominöse Bekannte Kilbs zu Hostien verarbeitet wird.
Verlag:
Czernin
Wolfgang Knabl |
„Notstand“
Daniela Emminger: "Ich hab es ja, ehrlich gesagt, eher mit Anti-Helden, also solchen, denen alles ein bisschen schwerer fällt als anderen, die anecken an klassischen Gesellschaftsnormen und eher leise als laut durch die Welt marschieren. Gleich zwei von dieser Sorte finden sich im Debüt-Roman von Wolfgang Knabl, und beide von ihnen scheitern Seite für Seite recht amüsant am eigenen Lebensmodell und erträumten Luftschlössern. Dass die Protagonisten männlich sind, schadet nicht, im Gegenteil, bekommt frau so doch ein paar gute Einblicke in das Hirnkastl der Gegenseite. Ja, auch Männer haben es schwer. Und ja, auch sie fragen sich, ob sie jetzt besser Rockstar werden oder dann doch Familienvater. Eine Prise Sex, Drugs & Rock´n´Roll darf da natürlich nicht fehlen. Ich musste stellenweise echt lachen."
Verlagsinfo: Zwei Männer Anfang 30, der eine will Rockstar werden, der andere Wohlstand und ein glückliches Familienleben. Mit dabei: die Frau, die beide lieben, und der verschrobene Millionär Abraham. Ausgesetzt einer Welt, in der es kaum Richtlinien gibt, stehen die Protagonisten mit dem Rücken zur Wand. Als sich ihre Lebenswege kreuzen, prallen Licht und Schatten, Abstiegsängste und Größenwahn aufeinander. In seiner brutalen Direktheit wirft der Roman dieses Zwielicht von den Figuren auf die Leser zurück.
Verlag: Bibliothek der Provinz
Judith Nika Pfeifer | „zwischen“
Daniela Emminger: „Spätestens als ich die 1975 geborene Kommunikations- und Sprachwissenschaftlerin live aus diesem unglaublich tollen Prosa-Band habe lesen hören, bin ich in ihre einzigartige Sprachmelodie und fast lyrischen Erzählungen hineingekippt. Was soll ich sagen – „zwischen“ ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die jede für sich ein kleines Kunstwerk darstellt. Da werden kleine Alltagsbegebenheiten plötzlich bedeutend und groß und normales Geschehen wird absurd. Zwölf Texte lang findet sich die Leserin zwischen komisch-tragischen und leise-lauten Gedankenergüssen und spannenden, überraschenden, großmeisterlichen Wortklaubereien wieder. Es ist mit das feinste und schönste, was ich 2015 in die Hände bekommen habe. Besonderes Highlight: die Erzählung „Zwischenfall“. Ich kann da echt nur den Hut ziehen – Poesie at its best!“
Verlagsinfo: Unprätentiös und mit faszinierender Leichtigkeit erzählt Judith Nika Pfeifer von unerhörten Begebenheiten. So entstehen Momentaufnahmen, die von der Absurdität des Alltags, unvorhersehbaren Wendungen, überstürzt getroffenen Entscheidungen oder alles verändernden Ereignissen zeugen.
„Was wäre gewesen wenn?“, fragt die Autorin und verarbeitet ein historisches Ereignis mit Todesfolge; eine ihrer Figuren lässt sich auf ein ungewöhnliches Experiment ein, das ihr aus einer finanziellen Misere helfen soll; Zwischentöne werden eingefangen auf einer Reise nach Edinburgh.
Verlag:
Czernin
Tex Rubinowitz |
„Irma“
Daniela Emminger: „Obwohl der gewitzt-sympathische Musiker und Comiczeichner Tex Rubinowitz ja auch schon eine kleine Ewigkeit schreibt, ist „Irma“ das erste Buch von ihm, das ich gelesen habe. Den Anfang dazu bildete seine Textsequenz für den Bachmannpreis, den er damit auch gewonnen hat und, ganz ehrlich, wer könnte auch einer batterienlutschenden, affenfilmfixierten Hauptdarstellerin wiederstehen, die noch dazu an Aki Kaurismäkis Irma aus „Der Mann ohne Vergangenheit“ erinnert? Ich nicht. Und so vermischen sich Facebook-Postings, Musikeinflüsse und Gedankenfragmente zu einem schrägen, sprunghaften und mitunter auch recht eigensinnigen Geschichte über eine verflossene Liebe."
Verlagsinfo: Eine Freundschaftsanfrage per Facebook. Sie kommt von Irma. Die hat der Erzähler zuletzt vor 30 Jahren gesehen, als er mit ihr in Wien Wohnung und Bett teilte. Und alles begann und endete mit einem Zettel auf dem Küchentisch. Derart angestoßen, beginnt er sich zu erinnern: An die reichlich dysfunktionale Beziehung zweier junger Menschen, die nicht wissen, ob sie in Gefühlsdingen besonders aufrichtig oder einfach nur bindungsunfähig sind. An frühere Stationen seines Lebens, erotische Suchbewegungen, Niederlagen anderer Art, Missbrauchserfahrungen, Reisen in die Welt hinaus bis nach China.
Verlag:
Rowohlt
Haruki Murakami |
„Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki“
Daniela Emminger: „Jetzt gehört der hochgehypte Murakami ja nicht gerade zu meinen Lieblingsautoren. Und doch gab es ein Buch von ihm, das ich über die Maßen geliebt und auch immer mal wieder gelesen habe: „Mister Aufziehvogel“ – eine echte Prachtschwarte by the way. Jetzt, endlich, ist er mit einem wunderschönen Roman zurück, in dem er von einem jungen Mann erzählt, der aus unerklärlichen Gründen von seinen Freunden zurück- und im Stich gelassen wird. Da kann schon mal die eigenen Welt ordentlich ins Wanken kommen. Vielleicht mag ich den Herrn Tazaki, weil ihm in echt gar nicht so viel passiert, mit ihm und in ihm drinnen freilich, dann aber doch recht viel. Eine versöhnliche Geschichte über Freundschaft und Vergebung.“
Verlagsinfo: Der junge Tsukuru Tazaki ist Teil einer Clique von fünf Freunden, deren Mitglieder alle eine Farbe im Namen tragen. Nur Tsukuru fällt aus dem Rahmen und empfindet sich – auch im übertragenen Sinne – als farblos, denn anders als seine Freunde hat er keine besonderen Eigenheiten oder Vorlieben, ausgenommen vielleicht ein vages Interesse für Bahnhöfe. Als er nach der Oberschule die gemeinsame Heimatstadt Nagoya verlässt, um in Tokio zu studieren, tut dies der Freundschaft keinen Abbruch. Zumindest nicht bis zu jenem Sommertag, an dem Tsukuru voller Vorfreude auf die Ferien nach Nagoya zurückkehrt – und herausfindet, dass seine Freunde ihn plötzlich und unerklärlicherweise schneiden. Erfolglos versucht er wieder und wieder, sie zu erreichen, bis er schließlich einen Anruf erhält: Tsukuru solle sich in Zukunft von ihnen fernhalten, lautet die Botschaft, er wisse schon, warum. Verzweifelt kehrt Tsukuru nach Tokio zurück, wo er ein halbes Jahr am Rande des Selbstmords verbringt. Viele Jahre später offenbart sich der inzwischen 36-jährige Tsukuru seiner neuen Freundin Sara, die nicht glauben kann, dass er nie versucht hat, der Geschichte auf den Grund zu gehen. Von ihr ermutigt, macht Tsukuru sich auf, um sich den Dämonen seiner Vergangenheit zu stellen.
Verlag:
DuMont
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